Wallfahrtskirche

Schon 1253 befand sich hier – auf einem Schwemmhügel des Lainzer Baches – eine Kapelle zu Ehren Mariens. 1414 bis 1419 wurde eine gotische Kapelle errichtet, die in der Folge aber mehrere Male verwüstet wurde (1484 und 1605 durch Einfälle der Ungarn, 1529 bis 1683 während der Türkenbelagerungen Wiens). 1685 erfolgte der Neubau der Kirche, 1688 bis 1690 die barocke Innenraumgestaltung.

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Die Decke des Hauptraumes ist reich mit Stukkaturen von Dominicus Piazzol und Fresken von Antoni Galliardi geschmückt: Im Mitteloval „Die Erwählung Mariens„, in den Hohlkehlen acht Szenen aus dem Marienleben, im Chorraum „Krönung Mariens“ und „Aufnahme Mariens“, in den Eckfeldern „Der Tod Mariens“ mit der Aufnahme ihrer Seele durch Christus und die „Grablegung Mariens“.

Der monumentale Hochaltar wurde 1698 von Matthias Steinl errichtet und erhielt 1751 seine jetzige Form, die sich auf die Überlieferung um das Gnadenbild von Maria Hietzing bezieht:

1529, zur Zeit der ersten Türkenbelagerung, wurde die Statue der Muttergottes aus der Kapelle entfernt und in einem dicht belaubten Baum versteckt. Die Türken verfolgten die Bewohner Hietzings, töteten sie oder schleppten sie in die Sklaverei. Vier Hietzinger Bürger wurden gefangen, in Ketten geschlagen und an den Baum, in dessen Krone die Statue verborgen war, gefesselt. In ihrer Not riefen die Männer zur Mutter Gottes um Hilfe. Als die Nacht hereinbrach, fing die Statue zu leuchten an, und eine Stimme rief: „Hüet´s eng!“ („Hütet euch!“ – Der Volksglaube leitet den Namen „Hietzing“ aus diesem Ausruf ab.) In diesem Augenblick fielen die Fesseln und Ketten von den Gefangenen ab, und sie waren gerettet.

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Diese Szene findet ihre Darstellung im Mittelaufbau des Hochaltares: Maria in der Laubkrone des stilisierten Baumes, zu ihren Füßen die vier hilfeflehenden Männer, deren Fesseln bereits gesprengt sind. Die vergoldeten Statuen zu beiden Seiten des Gnadenbildes stellen Joachim und Anna, die Eltern Mariens, und die Eltern Johannes des Täufers, Elisabeth und Zacharias dar. Den Giebelaufbau des Hochaltares schmücken Skulpturen – Gott-Vater darstellend, den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube und Engel – gekrönt vom österreichischen Doppeladler. Dieser ist auch an der rechten Seitenwand des Chorraumes über dem Fenster des Oratoriums angebracht, in dem Kaiserin Maria Theresia, die während ihres Aufenthaltes im Schloss Schönbrunn oft und gerne die Hietzinger Kirche besuchte, die Messe ungesehen mitfeiern konnte.

Die beiden Seitenaltäre wurden auch von Matthias Steinl entworfen. Die Ölbilder (sie stammen von Johann Michael Rottmayr, 1712) zeigen links „Christus am Kreuz“, rechts „Der heilige Josef am Sterbebett“. Die plastischen Figuren am Kreuzaltar sind Maria und Johannes, im Giebel ist das Schweißtuch der Veronika zu sehen, daneben die Figuren der heiligen Helena (als Auffinderin des Kreuzes) und der heiligen Margarete (als Todes- und Lebensheilige), im Giebelaufsatz der auferstandene Erlöser mit der Siegesfahne. Auf dem Josefsaltar finden wir die plastischen Figuren der Ordensheiligen Augustinus und Ambrosius, oben die der heiligen Katharina und der heiligen Barbara, im Giebelaufsatz die des Erzengels Michael (als dem Bekämpfer des Satans).

1690 erfolgte der Anbau der Leopoldikapelle – das Altarbild zeigt den heiligen Leopold, den Landespatron von Wien und Niederösterreich, der den Plan der Kirche auf dem Leopoldsberg in den Händen hält. Die Deckenfresken in der Kuppel – darstellend Szenen aus dem Leben des Heiligen – stammen von Josef Kastner. Die beiden Bilder in der Leopoldikapelle sind ein Geschenk des Stiftes Klosterneuburg an die Pfarre und stellen (linke Seitenwand) den heiligen Chorherren Petrus Fourerius und (rechte Seitenwand) den seligen Chorherren Hartmann, den ersten Propst von Klosterneuburg, späteren Bischof von Brixen, dar.

1733 wurde außen an der Kirche (Norden) die Johannes Nepomuk-Kapelle erbaut, damit die große Anzahl der Wallfahrer bei Bedarf auch im Freien die Heilige Messe feiern konnte. Im Inneren der Kapelle befindet sich das Ölgemälde „Der heilige Johannes Nepomuk auf der Wallfahrt nach Alt-Bunzlau, während ihm in den Wolken die heilige Jungfrau erscheint“.

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1863 bis 1865 wurde das Gotteshaus nach Plänen von Carl Rösner erweitert – die Westfassade und der Glockenturm wurden in neugotischem Stil errichtet.

Die Kirche wurde 1994/95 außen renoviert und erhielt 2001 ein neues Dach. In den Jahren 2003 bis 2005 erfolgte eine gründliche Innenrenovierung. Dabei wurde auch den Intentionen des Zweiten Vatikanischen Konzils Rechnung getragen und nach vierzig Jahren des liturgischen Wachsens die heute sichtbare Lösung entwickelt.

Der Hauptaltar und der Ambo, beide aus weißem Donaukalkmarmor vom akad. Bildhauer Wolfgang Stracke, stehen im Zentrum, getrennt aber in Beziehung zueinander. Die Sitzgelegenheiten zeigen die Art der Versammlung zum Gottesdienst: ausgerichtet zum Hauptaltar umschließt die Gemeinde Ambo und Altar. Die Sessio – der Vorsitz des Gottesdienstleiters – steht im Kreis aber abgesetzt. Der Leiter gehört zur Gemeinde, hat aber eine besondere Aufgabe.

Das Taufbecken mit Osterleuchter und Auferstehungskreuz, ebenfalls von Wolfgang Stracke, im Chorraum nach dem 14. Kreuzwegbild (Grablegung) zeugt von der Hoffnung des neuen Lebens, das aus dem Grab Jesu entsteht.

Im Jahre 1253 war die Kapelle von Hietzing durch einen Tauschvertrag mit dem Deutschen Orden in den Besitz des Stiftes Klosterneuburg gekommen. Seit dieser Zeit ist Hietzing mit dem Stift Klosterneuburg verbunden, das alle Sorgen und Nöte der Pfarre, aber auch alle Höhepunkte in ihrer abwechslungsreichen Geschichte mitträgt. Augustiner-Chorherren aus dem Stift Klosterneuburg betreuen als Seelsorger die Hietzinger und die vielen Freunde unseres Gotteshauses. In festlichen Stunden, bei Taufen, Firmungen und Trauungen, aber auch in Stunden großer Not und persönlichen Leides finden Menschen den Weg in unsere Kirche, die vom tiefen Glauben unserer Vorfahren zeugt und barocke Schönheit ausstrahlt.